1844-1900, Friedrich Nietzsche

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Sind wir nicht ... Griechen?

 ... Oh diese Griechen! sie verstanden sich darauf, zu leben! Dazu tut not, tapfer bei der Oberfläche, der Falte, der Haut stehn zu bleiben, den Schein anzubeten, an Formen, an Töne, an Worte, an den ganzen Olymp des Scheins zu glauben! Diese Griechen waren oberflächlich - aus Tiefe ... Und kommen wir nicht eben darauf zurück, wir Wagehalse des Geistes, die wir die höchste und gefährlichste Spitze des gegenwärtigen Gedankens erklettert und von da aus uns umgesehen haben, die wir von da uns hinabgesehen haben? Sind wir nicht eben darin - Griechen? Anbeter der Formen, der Töne, der Worte? Eben darum - Künstler? ...
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aus: Nietzsche, der Fall Wagner, Götzen-Dämmerung, Nietzsche contra Wagner
Goldmanns Gelbe Taschenbücher, 1964, Seite 150 unter Epilog
 

Die Griechen als Dolmetscher

Die Griechen als Dolmetscher. — Wenn wir von den Griechen reden, reden wir unwillkürlich zugleich von heute und gestern: ihre allbekannte Geschichte ist ein blanker Spiegel, der immer etwas widerstrahlt, das nicht im Spiegel selbst ist. Wir benutzen die Freiheit, von ihnen zu reden, um von anderen schweigen zu dürfen — damit jene nun selber dem sinnenden Leser etwas ins Ohr sagen. So erleichtern die Griechen dem modernen Menschen das Mitteilen von mancherlei schwer Mitteilbarem und Bedenklichem.
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Ja die Gunst der Musen

Ja die Gunst der Musen! — Was Homer darüber sagt, greift ins Herz, so wahr, so schrecklich ist es: "herzlich liebt' ihn die Muse und gab ihm Gutes und Böses; denn die Augen entnahm sie und gab ihm süßen Gesang ein". — Dies ist ein Text ohne Ende für den Denkenden: Gutes und Böses gibt sie, das ist ihre Art von herzlicher Liebe! Und jeder wird es sich besonders auslegen, warum wir Denker und Dichter unsre Augen darangeben müssen.
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Vom erworbenen Charakter der Griechen

Vom erworbenen Charakter der Griechen. — Wir lassen uns leicht durch die berühmte griechische Helle, Durchsichtigkeit, Einfachheit und Ordnung, durch das Kristallhaft-Natürliche und zugleich Kristallhaft-Künstliche griechischer Werke verführen zu glauben, das sei alles den Griechen geschenkt: sie hätten zum Beispiel gar nicht anders gekonnt als gut schreiben, wie dies Lichtenberg einmal ausspricht. Aber nichts ist voreiliger und unhaltbarer. Die Geschichte der Prosa von Gorgias bis Demosthenes zeigt ein Arbeiten und Ringen aus dem Dunklen, Überladnen, Geschmacklosen heraus zum Lichte hin, dass man an die Mühsal der Heroen erinnert wird, welche die ersten Wege durch Wald und Sümpfe zu bahnen hatten. Der Dialog der Tragödie ist die eigentliche Tat der Dramatiker, wegen seiner ungemeinen Helle und Bestimmtheit, bei einer Volksanlage, welche im Symbolischen und Andeutenden schwelgte und durch die große chorische Lyrik dazu noch eigens erzogen war: wie es die Tat Homers ist, die Griechen von dem asiatischen Pomp und dem dumpfen Wesen befreit und die Helle der Architektur, im großen und einzelnen, errungen zu haben. Es galt auch keineswegs für leicht, etwas recht rein und leuchtend zu sagen; woher sonst die hohe Bewunderung für das Epigramm des Simonides, das ja so schlicht sich gibt, ohne vergoldete Spitzen, ohne Arabesken des Witzes — aber es sagt, was es zu sagen hat, deutlich, mit der Ruhe der Sonne, nicht mit der Effekthascherei eines Blitzes. Weil das Zustreben zum Lichte aus einer gleichsam eingeborenen Dämmerung griechisch ist, so geht ein Frohlocken durch das Volk beim Hören einer lakonischen Sentenz, bei der Sprache der Elegie, den Sprüchen der sieben Weisen. — Deshalb wurde das Vorschriftengeben in Versen, das uns anstössig ist, so geliebt, als eigentliche apollinische Aufgabe für den hellenischen Geist, um über die Gefahren des Metrons, über die Dunkelheit, welche der Poesie sonst eigen ist, Sieger zu werden. Die Schlichtheit, die Geschmeidigkeit, die Nüchternheit sind der Volksanlage angerungen, nicht mitgegeben — die Gefahr eines Rückfalls ins Asiatische schwebte immer über den Griechen, und wirklich kam es von Zeit zu Zeit über sie wie ein dunkler überschwemmender Strom mystischer Regungen, elementarer Wildheit und Finsternis. Wir sehen sie untertauchen, wir sehen Europa gleichsam weggespült, überflutet — denn Europa war damals sehr klein — , aber immer kommen sie auch wieder ans Licht, gute Schwimmer und Taucher wie sie sind, das Volk des Odysseus.
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Ausnahme-Griechen

Ausnahme-Griechen. — In Griechenland waren die tiefen, gründlichen, ernsten Geister die Ausnahme: der Instinkt des Volkes ging vielmehr dahin, das Ernste und Gründliche als eine Art von Verzerrung zu empfinden. Die Formen aus der Fremde entlehnen, nicht schaffen, aber zum schönsten Schein umbilden — das ist griechisch: nachahmen, nicht zum Gebrauch, sondern zur künstlerischen Täuschung, über den aufgezwungenen Ernst immer wieder Herr werden, ordnen, verschönern, verflachen — so geht es fort von Homer bis zu den Sophisten des dritten und vierten Jahrhunderts der neuen Zeitrechnung, welche ganz Außenseite, pomphaftes Wort, begeisterte Gebärde sind und sich an lauter ausgehöhlte schein-, klang- und effektlüsterne Seelen wenden. — Und nun würdige man die Größe jener Ausnahme-Griechen, welche die Wissenschaft schufen! Wer von ihnen erzählt, erzählt die heldenhafteste Geschichte des menschlichen Geistes!
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Das eigentlich Heidnische

Das eigentlich Heidnische. — Vielleicht gibt es nichts Befremdenderes für den, welcher sich die griechische Welt ansieht, als zu entdecken, dass die Griechen allen ihren Leidenschaften und bösen Naturhängen von Zeit zu Zeit gleichsam Feste gaben und sogar eine Art Festordnung ihres Allzumenschlichen von Staats wegen einrichteten: es ist dies das eigentlich Heidnische ihrer Welt, vom Christentume aus nie begriffen, nie zu begreifen und stets auf das härteste bekämpft und verachtet. — Sie nahmen jenes Allzumenschliche als unvermeidlich und zogen vor, statt es zu beschimpfen, ihm eine Art Recht zweiten Ranges durch Einordnung in die Bräuche der Gesellschaft und des Kultus zu geben: ja alles, was im Menschen Macht hat, nannten sie göttlich und schrieben es an die Wände ihres Himmels. Sie leugnen den Naturtrieb, der in den schlimmen Eigenschaften sich ausdrückt, nicht ab, sondern ordnen ihn ein und beschränken ihn auf bestimmte Kulte und Tage, nachdem sie genug Vorsichtsmaßregeln erfunden haben, um jenen wilden Gewässern einen möglichst unschädlichen Abfluss geben zu können. Dies ist die Wurzel aller moralistischen Freisinnigkeit des Altertums. Man gönnte dem Bösen und Bedenklichen, dem Tierisch-Rückständigen ebenso wie dem Barbaren, Vor-Griechen und Asiaten, welcher im Grunde des griechischen Wesens noch lebte, eine mäßige Entladung und strebte nicht nach seiner völligen Vernichtung. Das ganze System solcher Ordnungen umfasste der Staat, der nicht auf einzelne Individuen oder Kasten, sondern auf die gewöhnlichen menschlichen Eigenschaften hin konstruiert war. In seinem Bau zeigen die Griechen jenen wunderbaren Sinn für das Typisch-Tatsächliche, der sie später befähigte, Naturforscher, Historiker, Geographen und Philosophen zu werden. Es war nicht ein beschränktes priesterliches oder kastenmäßiges Sittengesetz, welches bei der Verfassung des Staates und Staats-Kultus zu entscheiden hatte: sondern die umfänglichste Rücksicht auf die Wirklichkeit alles Menschlichen. — Woher haben die Griechen diese Freiheit, diesen Sinn für das Wirkliche? Vielleicht von Homer und den Dichtern vor ihm; denn gerade die Dichter, deren Natur nicht die gerechteste und weiseste zu sein pflegt, besitzen dafür jene Lust am Wirklichen, Wirkenden jeder Art und wollen selbst das Böse nicht völlig verneinen: es genügt ihnen, dass es sich mäßige und nicht alles totschlage oder innerlich giftig mache — das heißt, sie denken ähnlich wie die griechischen Staatenbildner und sind deren Lehrmeister und Wegebahner gewesen.
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Das Einfache nicht das erste, noch das letzte der Zeit nach

Das Einfache nicht das erste, noch das letzte der Zeit nach. — In die Geschichte der religiösen Vorstellungen wird viel falsche Entwicklung und Allmählichkeit hineingedichtet, bei Dingen, die in Wahrheit nicht aus- und hintereinander, sondern nebeneinander und getrennt aufgewachsen sind; namentlich ist das Einfache viel zu sehr noch im Rufe, das Älteste und Anfänglichste zu sein. Nicht wenig Menschliches entsteht durch Subtraktion und Division und gerade nicht durch Verdopplung, Zusatz, Zusammenbildung. — Man glaubt zum Beispiel immer noch an eine allmähliche Entwicklung der Götterdarstellung von jenen ungefügen Holzklötzen und Steinen aus bis zur vollen Vermenschlichung hinauf: und doch steht es gerade so, dass, solange die Gottheit in Bäume, Holzstücke, Steine, Tiere hinein verlegt und empfunden wurde, man sich vor einer Anmenschlichung ihrer Gestalt wie vor einer Gottlosigkeit scheute. Erst die Dichter haben, abseits vom Kultus und dem Banne der religiösen Scham, die innere Phantasie der Menschen daran gewöhnen, dafür willig machen müssen; überwogen aber wieder frömmere Stimmungen und Augenblicke, so trat dieser befreiende Einfluss der Dichter wieder zurück und die Heiligkeit verblieb nach wie vor auf Seite des Ungetümlichen, Unheimlichen, ganz eigentlich Unmenschlichen. Selbst aber vieles von dem, was die innere Phantasie sich zu bilden wagt, würde doch noch, in äußere leibhafte Darstellung übersetzt, peinlich wirken: das innere Auge ist um vieles kühner und weniger schamhaft als das äußere (woraus sich die bekannte Schwierigkeit und teilweise Unmöglichkeit ergibt, epische Stoffe in dramatische umzuwandeln). Die religiöse Phantasie will lange Zeit durchaus nicht an die Identität des Gottes mit einem Bilde glauben: das Bild soll das numen der Gottheit in irgend einer geheimnisvollen, nicht völlig auszudenkenden Weise hier als tätig, als örtlich gebannt erscheinen lassen. Das älteste Götterbild soll den Gott bergen und zugleich verbergen — ihn andeuten, aber nicht zur Schau stellen. Kein Grieche hat je innerlich seinen Apollo als Holz-Spitzsäule, seinen Eros als Steinklumpen angeschaut; es waren Symbole, welche gerade Angst vor der Veranschaulichung machen sollten. Ebenso steht es noch mit jenen Hölzern, denen mit dürftigster Schnitzerei einzelne Glieder, mitunter in der Überzahl, angebildet waren: wie ein lakonischer Apollo vier Hände und vier Ohren hatte. In dem Unvollständigen Andeutenden oder Übervollständigen liegt eine grausenhafte Heiligkeit, welche abwehren soll, an Menschliches, Menschenartiges zu denken. Es ist nicht eine embryonische Stufe der Kunst, in der man so etwas bildet: als ob man in der Zeit, wo man solche Bilder verehrte, nicht hätte deutlicher reden, sinnfälliger darstellen können. Vielmehr scheut man gerade eines: das direkte Heraussagen. Wie die Cella das Allerheiligste, das eigentliche numen der Gottheit birgt und in geheimnisvolles Halbdunkel versteckt, doch nicht ganz; wie wiederum der peripterische Tempel die Cella birgt, gleichsam mit einem Schirm und Schleier vor dem ungescheuten Auge schützt, aber nicht ganz: so ist das Bild die Gottheit und zugleich Versteck der Gottheit. — Erst als außerhalb des Kultus, in der profanen Welt des Wettkampfes, die Freude an dem Sieger im Kampfe so hoch gestiegen war, dass die hier erregten Wellen in den See der religiösen Empfindungen hinüberschlugen, erst als das Standbild des Siegers in den Tempelhöfen aufgestellt wurde und der fromme Besucher des Tempels freiwillig oder unfreiwillig sein Auge wie seine Seele an diesen unumgänglichen Anblick menschlicher Schönheit und Überkraft gewöhnen musste, so dass, bei der räumlichen und seelischen Nachbarschaft, Mensch- und Gottverehrung ineinander überklangen: da erst verliert sich auch die Scheu vor der eigentlichen Vermenschlichung des Götterbildes, und der große Tummelplatz für die große Plastik wird aufgetan: auch jetzt noch mit der Beschränkung, dass überall, wo angebetet werden soll, die uralte Form und Hässlichkeit bewahrt und vorsichtig nachgebildet wird. Aber der weihende und schenkende Hellene darf seiner Lust, Gott Mensch werden zu lassen, jetzt in aller Seligkeit nachhängen.
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"ΚΑθε λαΟς γεμΙζει ντροπΗ Οταν αναφΕρεται κανεΙς σε μια τοσο θαυμαστΑ ιδανικοποιημΕνη κοινΩνΙα φιλοσΟφΩν: εκεΙνη τΩν πρΩτΩν ΕλλΗνΩν δασκΑλΩν, του ΘαλΗ, του ΑναξΙμανδρου, του ΗρΑκλειτου, του ΠαρμενΙδη, του ΑναξαγΟρα, του ΕμπεδοκλΗ του ΔημΟκριτου του ΣΩκρΑτη και τΩν ΘεΩν τους. Ολοι αυτοΙ οι ΑνθρΩποι εΙναι βγαλμΕνοι από το Ιδιο καλοΥπι και απο την Ιδια πΕτρα. ΑπουσιΑζει απο αυτοΥς κΑθε σΥμβαση, γιατΙ στην εποχΗ τους δεν υπΗρχε καμιΑ "τΑξη" φιλοσΟφΩν και λογΙΩν. ΕΙναι Ολοι τους στη μεγαλειΩδη μοναξιΑ τους, οι μΟνοι που στην εποχΗ τους ζοΥσαν μΟνον για τη γνΩση. ΚατΕχουν Ολοι την ενΑρετη ενεργητικΟτητα τΩν αρχαΙΩν, χΑρη στην οποΙα ξεπερνοΥν Ολους τους μεταγενΕστερους.
 
ΟΙ ΓΙΓΑΝΤΕΣ ΦΩΝΑΖΟΥΝ Ο ΕΝΑΣ ΣΤΟΝ ΑΛΛΟ ΑΝΑΜΕΣΑ ΣΤΑ ΕΡΗΜΑ ΜΕΣΟΔΙΑΣΤΗΜΑΤΑ ΤΩΝ ΚΑΙΡΩΝ (ΤΗΣ ΙΣΤΟΡΙΑΣ), ΚΑΙ Ο ΕΞΟΧΟΣ ΑΥΤΟΣ ΔΙΑΛΟΓΟΣ ΤΩΝ ΠΝΕΥΜΑΤΩΝ ΣΥΝΕΧΙΖΕΤΑΙ ΔΙΧΩΣ ΝΑ ΕΝΟΧΛΕΙΤΑΙ ΑΠΟ ΤΟΥΣ ΘΡΑΣΕΙΣ ΚΑΙ ΘΟΡΥΒΩΔΕΙΣ ΝΑΝΟΥΣ ΠΟΥ ΣΕΡΝΟΝΤΑΙ ΚΑΤΩΘΕ ΤΟΥΣ"
 
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