17.02.1600

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Philotheus Giordano Bruno Nolanus

03. Februar 1548 in Nola geboren - 17. Februar 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen hingerichtet


Pantheist – hylozoistischer Philosoph und Kosmologe des 16. Jahrhunderts –
Märtyrer für die Freiheit des Geistes (Denkens)

Biographie

Er wurde als „Philip Bruno“ („Filippo Bruno“) in Nola, im damaligen Königreich Kampanien – später Königreich von Neapel - geboren. Sein Vater, Giovanni Bruno, war Söldner. Seine Mutter hieß Lissa Savolini. Im Alter von elf Jahren zog er nach Neapel und wurde dort in Dialektik unterrichtet. Bereits als Jugendlicher trat er im Jahre 1572 in den Dominikanerorden des Klosters San Domenico Maggiore ein.

Im selben Jahr wurde er zum Kleriker geweiht, und nannte sich sogar zu Ehren seines geistigen Vaters Giordano Crispo von Philip um in Giordano.

Während seines zehnjährigen Aufenthalts im dominikanischen Kloster widmete er sich systematisch dem Studium der beim einfachen Volk unbeliebten alten Philosophen. Infolge dieses Prozesses gelangte er zu persönlichen philosophischen und theologischen Überzeugungen, die weit entfernt waren von den dogmatischen Konventionen des christlichen Glaubens.

Die Kirche verstand er nun als einen organisierten Apparat zur Kontrolle naiver und ungebildeter Menschen und Gott als Einheit, identisch mit dem Kosmos. Er verwarf die so genannte „göttliche Natur“ und die angebliche „Auferstehung“ des Begründers des Christentums, als auch die angebliche „dreifaltige“ Natur Gottes, in der seine Position außerhalb des Kosmos gedacht wird.

Augrund dieser Überzeugungen wurde Bruno im Jahre 1576 der Ketzerei beschuldigt. Um sich vor Verfolgung zu schützen gab er seinen klerikalen Status auf und war von nun an zum langjährigen leidvollen Umherziehen in verschiedenen Ländern Europas gezwungen:

Er lebte zuweilen in Frankfurt am Main, Prag, Marburg, London, Oxford, Toulouse, Paris, Lyon, Genf, Genua, etc. und lehrte manch wenig aufgeschlossenem Geist, dass Gott nichts anderes sei als die Kraft, die den Kosmos verbindet und diesen (die „natura naturans“) als innere und vereinigende Substanz des Ganzen in der „natura naturata“, den kosmischen Phänomenen („Gott ist ein Kreis, dessen Zentrum überall ist und seine Peripherie nirgendwo“), bewahrt und mit Sinn erfüllt.

Er lebte dann in Genf, von wo er im Herbst 1579, angewidert von der Intoleranz der kalvinistischen Protestanten, fortging und sich vorübergehend in Lyon niederließ. Dort konnte er aber keine Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhalts finden, so dass er weiter nach Toulouse zog. Er lehrte dann sowohl in Toulouse, als auch später in Oxford an den dortigen Universitäten und wurde schließlich von beiden, aufgrund seiner sonnenzentrierten Weltanschauung und seines offenen Widerspruchs zum ordinär verfälschten „Aristotelismus“ (nach Thomas Akinati, den das westliche Christentum als die einzige erlaubte philosophische Anschauung betrachtete), vertrieben.

Im Sommer 1581 verließ er Toulouse und zog nach Paris. Dort hielt er Vorlesungen in Gedächtnisübungen und verfasste diverse Arbeiten über esoterische Kunst („De umbris idearum“ – „Die Schatten der Ideen“ 1582, „Ars Memoriae“ – „Die Kunst der Erinnerung“ 1582, „Cantus Circaeus“ –„Das Lied der Kirkis“ 1582), sowie eine Komödie, in der versuchte, seine philosophischen Positionen („il Candelaio“ – „Fackelträger“ 1582) zusammen zu fassen. Im selben Jahr hielt er unter der Schirmherrschaft mächtiger Gönner ca. 30 Vorträge über theologische Themen. Im April 1583 zog er nach London als Mitarbeiter des französischen Botschafters Michel de Castelnau. Dort kultivierte er für einen kurzen Zeitraum enge Beziehungen zu englischen Dichtern und Mystikern.

Ab dem Sommer 1583 bis Februar 1584 lehrte er, wie bereits erwähnt, an der Universität Oxford, wobei er im selben Jahr seine herausgegebenen Schriften mit dem Zusatznamen „Philotheos“ unterzeichnete, um darauf hinzuweisen, dass sein Hylozoismus kein Atheismus sei.

Weitere Werke: „La Cena de le Ceneri“, „De la Causa, Principio et Uno“, „De l’Infinito Universo et Mondi“, „Lo Spaccio de la Bestia Trionfante“ und „De gl’ Heroici Furori”. Manche von ihnen riefen heftige Reaktionen gegen ihn hervor.

Im Oktober 1585, nachdem er schon von den „akademischen Kreisen“ Oxfords wegen seiner Ansichten über das Verhältnis von Philosophie zu Religion (dass nämlich die erstere eine „Wissenschaft der Eliten“ sei, deren Interesse es sei, sich von der ungebildeten Masse zu unterscheiden, die zweite hingegen ein Instrument zur Kontrolle der Ungebildeten sei) für unerwünscht erklärt worden war, wurde die französische Botschaft in London aufgrund von massiven Pöbelangriffen geschlossen. Bruno war gezwungen, nach Paris zurück zu kehren, von wo er Ende 1585 wegen ähnlicher Kritik schon wieder fortgehen musste, diesmal nach Marburg in Deutschland.

Da er in Marburg keine Professorenstelle fand, zog er nach Wittenberg, wo er für ca. zwei Jahre die Philosophie Aristoteles’ lehrte. Auch dort wurde er angefeindet und so beschloss er nach Prag zu ziehen, um an der Universität Helmstedt zu arbeiten. Prag musste er verlassen, nachdem die Lutheraner ihn im Januar 1589 öffentlich exkommuniziert hatten. Der Grund für seine Exkommunikation war die Tatsache, dass er einige Monate zuvor seine Arbeit „Articuli centum et sexaginta“ - „Hundertsechzig Artikel“ veröffentlicht hatte, in der er das gesamte religiöse und philosophische Spektrum seiner Epoche scharf kritisierte. Insbesondere prangerte er die christliche Intoleranz an und forderte Meinungsfreiheit bezüglich aller religiösen und philosophischen Themen.

Kurz bevor er Helmstedt verließ, verfasste er drei philosophische Gedichte in lateinischer Sprache: „De triplici minimo et mensura“ – „Über das Triptychon des Minimums und des Maßes“, „De monade, numero et figura“ – „Über die Einheit, Zahl und Form“, „De immenso, innumerabilibus et infigurabilitus“ - „Über das Unermes-sliche, Unzählige und Amorphe“, die er 1591 in Frankfurt herausgab, wo er für einige Monate Vorträge hielt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Gefängnis und Folter

Schließlich kehrte er im August 1591 von Deutschland nach Italien, und lebte zunächst in Padua. Da aber seine Bemühungen, an der dortigen Universität einen Lehrstuhl zu bekommen scheiterten, ließ er sich ab März 1592 endgültig, nach einer Einladung des Adligen Giovanni Mocenigo, im reichen Venedig nieder, um Vorlesungen über Gedächtnisübungen zu halten. Am 23. Mai wurde er jedoch verhaftet und an die lokale Inquisition übergeben, wobei er von Mocenigo selbst verraten worden war. Er wurde verhört und wegen seiner Thesen über die Unendlichkeit, Homogenität und Gleichartigkeit des Universums, die Existenz vieler Welten im Universum, über seinen Zweifel an der Existenz der christlichen „Hölle“, gefoltert. Bruno zweifelte auch an der „göttlichen Natur“ von Jesus, den er – wie auch Moses - für gemeine aber erfahrene Magier hielt. Seine Thesen wurden als „blasphemisch“ und „hochgradig ketzerisch“ empfunden, so dass man ihn angekettet am 23. Februar 1593 nach Rom brachte. Dort wurde er im Turm von Nova 7 Jahre eingesperrt und permanent gefoltert, um seine „ketzerisch“- philosophische Ansichten zu widerrufen. Dies tat er jedoch, trotz der unendlichen Verhöre, Folterungen, Drohungen und Erniedrigungen, nicht.

Schließlich wurde er am 21. Dezember 1599 vor neun Kardinäle, sechs Bischöfe und einen Laien geführt, um angeklagt zu werden. Am 20. Januar stieß der Papst Klimi (1592 –1605), der den Vorsitz übernahm, hinzu. Am 8. Februar 1600 wurde Giordano Bruno durch das Gericht für schuldig befunden und im Namen der Heiligen Inquisition von Rom zum Tode durch Verbrennung am lebendigen Leib verurteilt.

Die Kirche stellte diese schreckliche Strafe – auf zynische Art und Weise - sogar als milde dar: „Eine schonende Art, ohne Blutvergießen“. Den Inquisitoren, die ihn verurteilten, zeigte er geistige Größe, indem er ihnen auf ruhige Art mit folgenden Worten antwortete: „Ich denke, obwohl Ihr jetzt die Vollstrecker seid, ist Eure Angst größer als meine“.

Am 17. Februar 1600 wurde er dann auf dem Scheiterhaufen (auf dem Campo de’ Fiori) in Rom verbrannt. Dabei schaute ein gehässiges und abergläubisches Publikum zu, das ihn noch kurz vor der Hinrichtung zu provozieren versuchte.

Zur gleichen Zeit wurden auch alle seine Texte, die in die Hände der Inquisitoren gefallen waren, auf dem Platz des Heiligen Petrus verbrannt. Drei Jahre später (1603) kamen alle seine bekannte Bücher auf eine offizielle Verbotsliste („Index Librorum Prohibitorum“).

Symbol für Freiheit und Würde

Giordano Bruno war bewusster Verfechter für Freiheit und ein würdiges Leben: „Ich ziehe einen mutigen Tod vor als ein feiges Leben“, schrieb er einmal.

Er beeinflusste nachhaltig viele Dichter, Philosophen und (Natur-)Wissenschaftler in den folgenden Jahrhunderten, u.a. Spinoza (1632-1667), Newton (1643-1727), Leibnitz (1646-1716), Goethe (1749-1832) und Schelling (1775-1854).

Ca. 300 Jahre nach seiner tragischen Hinrichtung durch die Kirche, am „Tag des Heiligen Geistes“ im Jahre 1889, versuchte die Stadt Rom ihn im Geiste der europäischen Aufklärung und der Französischen Revolution zu rehabilitieren, indem sie seine Bronze-Statue (ein Werk des Bildhauers Ettore Ferrari) – gegen heftige Proteste der Kirche - auf dem Platz seines Martyriums und mit Blick auf den Vatikan aufstellen ließ. Dies sollte als Symbol des ewigen Kampfes für die Freiheit des Denkens gegen Aufklärungsfeindlichkeit verstanden werden. Dass die Statue aufgestellt werden durfte, war nicht selbstverständlich, sondern das Resultat eines vierjährigen Kampfes einer internationalen Kommission zum Gedenken Giordano Brunos (1885 gegründet), bei der Persönlichkeiten wie Heikel, Hugo, Ibsen, Spencer, Renan, Gregorius, u.a. mitwirkten.

Vlasis G. Rassias

Bibliographie
  • Firpo, Luigi: „Il processo die Giordano Bruno“, Roma, 1993
  • Weiß, Michael: „Der Papst und die Heretik“, New York, 2002
  • Fikas, John: „Giordano Bruno. Seine Position in der Geschichte der Philosophie und der Ideen“, Athen, 2005
  • Vlasis, G. Rassias: „Eine… Liebesgeschichte. Die Geschichte der christlichen Etablierung“, 4. Band (1301 – 1600), Athen, 2006